Gottfried Wilhelm Leibniz. Samtliche Schriften und Briefe, BAND 20, Juni 1701-Marz 1702 (German, Hardcover)


Die Korrespondenz dieses Zeitraums ist in starkem Masse von den grossen Themen der europaischen Politik bestimmt. Einer Einladung der preussischen Konigin Sophie Charlotte nach Berlin kann Leibniz erst folgen, nachdem eine englische Gesandtschaft unter Lord Macclesfield der Kurfurstin Sophie am 15. August 1701 in Hannover in feierlicher Zeremonie die Sukzessionsurkunde fur die Thronfolge in Grossbritannien ubergeben hat. Leibniz nutzt den Kontakt zu dem englischen Diplomaten, um seine Einschatzungen und Handlungsvorschlage mit Blick auf den gerade ausgebrochenen Spanischen Erbfolgekrieg den politischen Entscheidungstragern zu Gehor zu bringen. In Berlin, wo er Anfang Oktober eintrifft, sucht er im Einvernehmen mit der preussischen Konigin selbst als Diplomat aktiv zu werden und bemuht sich ohne Wissen und gegen den Willen des hannoverschen Kurfursten um eine preussische Beteiligung bei der militarischen Uberwaltigung Braunschweig-Wolfenbuttels, das als Verbundeter Frankreichs mit einer Armee von 12.000 Mann zur unmittelbaren Bedrohung fur Hannover und daruber hinaus fur das Reich und die gesamte antifranzosische Koalition geworden war. In die Zeit von Leibniz Berlin-Aufenthalt fallt ausserdem eine cause celebre, die ausgiebigen Gesprachsstoff an allen Hofen liefern sollte: die vermeintlich erfolgreichen Goldmacherversuche des Apothekerlehrlings J. F. Bottger, der aus Berlin flieht und in Sachsen von August dem Starken in der Hoffnung, die dringenden Finanzprobleme damit ein fur allemal zu losen inhaftiert wird. Bei aller Skepsis hinsichtlich der alchimistischen Erfolge Bottgers sucht Leibniz der Sache durch Gesprache mit Augenzeugen, uber die er ausfuhrlich in seinen Briefen berichtet, auf den Grund zu gehen. In der gelehrten Korrespondenz nimmt die Auseinandersetzung mit J.-B. Bossuet noch einmal erheblichen Raum ein. Statt zu einer Annaherung der Konfessionen beizutragen, wird die Diskussion allerdings zunehmend polemischer, zumal von Leibniz Seite, der das Konzil von Trient als "une bande de petits Eveques italiens, courtisans et nourissons de Rome" charakterisiert. Vorsichtiger fallt seine Reaktion auf die figuristischen Thesen des Chinamissionars J. Bouvet aus. Danach waren die Heroen und Kulturbringer der chinesischen Vorzeit niemand anders als die judisch-christlichen Patriarchen, somit auch chinesischer Kult und christliche Religion einander nicht fremd, sondern nur entfremdet. Die Geschichts- und Quellenforschung zur Welfengeschichte tritt im Vergleich zu fruheren Banden etwas zuruck, auch die Korrespondenz mit dem Mailander Juristen G. de Sitonis ist eher fur die Geschichte der Biblioteca Ambrosiana von Interesse. Einen Beitrag zur Geschichte des Evangelistars Kaiser Heinrichs III. liefert ein Brief des Bremer Pfarrers G. Meier, so wie zahlreiche Bezuge auf das Werk des Medailleurs R. Faltz Lucken noch in der neuesten Forschung schliessen helfen. Nicht selten sind es seine Korrespondenten, die Leibniz zu bedeutsamen Stellungnahmen anregen: In diesem Band steht dafur C. D. Koch mit seinen Proben aus Tasso und besonders Aristoteles Metaphysik, der Leibniz zu Ausfuhrungen uber die Problematik wissenschaftlicher Ubersetzung veranlasst. Daneben ist die Routine der neugegrundeten Sozietat der Wissenschaften und die Werbung neuer Mitglieder relativ ausfuhrlich dokumentiert, doch bringt gerade der allgemeine Briefwechsel kulturhistorisch Interessantes, von den Reiseberichten des jungen A. Fountaine, eines Deutschlandtouristen avant la lettre, uber Leibniz Schilderung einer Petronius-Inszenierung zum Karneval 1702 bis zu einem der seltenen Berichte uber Kontakte der griechisch-orthodoxen mit der anglikanischen Kirche."

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Die Korrespondenz dieses Zeitraums ist in starkem Masse von den grossen Themen der europaischen Politik bestimmt. Einer Einladung der preussischen Konigin Sophie Charlotte nach Berlin kann Leibniz erst folgen, nachdem eine englische Gesandtschaft unter Lord Macclesfield der Kurfurstin Sophie am 15. August 1701 in Hannover in feierlicher Zeremonie die Sukzessionsurkunde fur die Thronfolge in Grossbritannien ubergeben hat. Leibniz nutzt den Kontakt zu dem englischen Diplomaten, um seine Einschatzungen und Handlungsvorschlage mit Blick auf den gerade ausgebrochenen Spanischen Erbfolgekrieg den politischen Entscheidungstragern zu Gehor zu bringen. In Berlin, wo er Anfang Oktober eintrifft, sucht er im Einvernehmen mit der preussischen Konigin selbst als Diplomat aktiv zu werden und bemuht sich ohne Wissen und gegen den Willen des hannoverschen Kurfursten um eine preussische Beteiligung bei der militarischen Uberwaltigung Braunschweig-Wolfenbuttels, das als Verbundeter Frankreichs mit einer Armee von 12.000 Mann zur unmittelbaren Bedrohung fur Hannover und daruber hinaus fur das Reich und die gesamte antifranzosische Koalition geworden war. In die Zeit von Leibniz Berlin-Aufenthalt fallt ausserdem eine cause celebre, die ausgiebigen Gesprachsstoff an allen Hofen liefern sollte: die vermeintlich erfolgreichen Goldmacherversuche des Apothekerlehrlings J. F. Bottger, der aus Berlin flieht und in Sachsen von August dem Starken in der Hoffnung, die dringenden Finanzprobleme damit ein fur allemal zu losen inhaftiert wird. Bei aller Skepsis hinsichtlich der alchimistischen Erfolge Bottgers sucht Leibniz der Sache durch Gesprache mit Augenzeugen, uber die er ausfuhrlich in seinen Briefen berichtet, auf den Grund zu gehen. In der gelehrten Korrespondenz nimmt die Auseinandersetzung mit J.-B. Bossuet noch einmal erheblichen Raum ein. Statt zu einer Annaherung der Konfessionen beizutragen, wird die Diskussion allerdings zunehmend polemischer, zumal von Leibniz Seite, der das Konzil von Trient als "une bande de petits Eveques italiens, courtisans et nourissons de Rome" charakterisiert. Vorsichtiger fallt seine Reaktion auf die figuristischen Thesen des Chinamissionars J. Bouvet aus. Danach waren die Heroen und Kulturbringer der chinesischen Vorzeit niemand anders als die judisch-christlichen Patriarchen, somit auch chinesischer Kult und christliche Religion einander nicht fremd, sondern nur entfremdet. Die Geschichts- und Quellenforschung zur Welfengeschichte tritt im Vergleich zu fruheren Banden etwas zuruck, auch die Korrespondenz mit dem Mailander Juristen G. de Sitonis ist eher fur die Geschichte der Biblioteca Ambrosiana von Interesse. Einen Beitrag zur Geschichte des Evangelistars Kaiser Heinrichs III. liefert ein Brief des Bremer Pfarrers G. Meier, so wie zahlreiche Bezuge auf das Werk des Medailleurs R. Faltz Lucken noch in der neuesten Forschung schliessen helfen. Nicht selten sind es seine Korrespondenten, die Leibniz zu bedeutsamen Stellungnahmen anregen: In diesem Band steht dafur C. D. Koch mit seinen Proben aus Tasso und besonders Aristoteles Metaphysik, der Leibniz zu Ausfuhrungen uber die Problematik wissenschaftlicher Ubersetzung veranlasst. Daneben ist die Routine der neugegrundeten Sozietat der Wissenschaften und die Werbung neuer Mitglieder relativ ausfuhrlich dokumentiert, doch bringt gerade der allgemeine Briefwechsel kulturhistorisch Interessantes, von den Reiseberichten des jungen A. Fountaine, eines Deutschlandtouristen avant la lettre, uber Leibniz Schilderung einer Petronius-Inszenierung zum Karneval 1702 bis zu einem der seltenen Berichte uber Kontakte der griechisch-orthodoxen mit der anglikanischen Kirche."

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General

Imprint

Walter De Gruyter Inc

Country of origin

United States

Release date

November 2006

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Editors

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Dimensions

279 x 216 x 54mm (L x W x T)

Format

Hardcover - Sewn / Cloth over boards

Pages

1033

ISBN-13

978-3-05-004200-8

Barcode

9783050042008

Languages

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Categories

LSN

3-05-004200-1



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